Bitte nicht noch mehr Mozart - Ein Interview mit Salzburgs Jugendbeauftragten
Aktualisiert: 17. März 2020
Was macht Salzburg aus und was macht uns junge Menschen eigentlich happy? Die Festspiele? Mozart? Die Festung? Ja, manche vielleicht. Aber mal ehrlich, das kann’s doch echt nicht gewesen sein. Neben den typischen Klassikern muss es doch noch andere, coolere und spannendere Dinge geben. Wir haben uns mit der Jugendbeauftragten Isabel Bojanovski getroffen und sie gefragt, was man als junger Mensch hier eigentlich so machen kann.
Isabel, du organisierst Veranstaltungen für junge Leute in Salzburg, überlegst dir selbst Aktionen und setzt dich täglich mit den Bedürfnissen junger Leute auseinander.
Ganz genau. Ich und meine Kolleginnen sind eine Schnittstelle von Öffentlichkeit, Medien und Jugend, also den Jugendlichen selbst und den Sozialarbeitern. Wir bündeln alle Infos und streuen sie auch wieder in alle Richtungen. Zu uns kommen diejenigen, die eine Idee haben, etwas auf die Beine stellen möchten, unser Know-How oder auch mal eine Finanzspritze für ihre Idee brauchen.
Was sind das zum Beispiel für Projekte?
Das können Dinge sein wie der Parcours im Lehener Park. Das war ein Wunsch der Jugendlichen dort, denen noch ein sportlicher Aspekt in ihrem Stadtteil gefehlt hat. Oder unsere Mobile Jugendarbeit Streusalz, die sich seit 2009 täglich mit dem auseinandersetzt, was Jugendliche beschäftigt. Ihnen in schwierigen Situationen hilft, ihre Ideen ernstnimmt und ihnen Mut macht, Dinge durchzuziehen. Vor allem im Winter sind wir mit Streusalz sehr aktiv, zum Beispiel beim Wintergrillen oder diversen Workshops.
Welches deiner Projekte macht dich so richtig happy?
Ach, das sind echt viele. Zum Beispiel bin ich ein großer Fan vom Sommerprogramm Live im Park, das es seit 2016 gibt. Hier gibt’s jeden Tag volles Programm bis in den Abend hinein. Das sind zum Beispiel Live-Konzerte, verschiedene Sport-Workshops und Testivals wie Standup Paddle Boarding im Weiher, Food-Trucks, Filmvorführungen, Silent Disco und vieles mehr. Da ist einfach für jeden was dabei, in einer tollen Location, dem Volksgarten und noch dazu alles kostenlos. Zum anderen noch das Projekt Oid & Nice im Seniorenwohnhaus Liefering. Kinder verbrachten die Zeit nach der Schule mit den Bewohnern. Sie malten, aßen Kuchen oder spielten zusammen. Es war so toll zu sehen, wie sich die beiden Gruppen aufeinander freuten, sich kennenlernten und voneinander lernten. Mein anderes Herzensprojekt und gleichzeitig auch meine größte Herausforderung ist der Cage Skatepark unter der Hellbrunner Brücke.
Was war da die Herausforderung?
Zum einen mache ich selbst keinen Sport, der auf nur einem Brett stattfindet, also weder Skateboard, noch Snowboard oder surfen. Ich kann mich also nicht in die Leute hineinversetzen, die diesen Sport betreiben. Zum anderen hatte ich auch keine Ahnung davon, wie man Dinge konstruiert, damit sie ihren Zweck und alle notwendigen Sicherheitsvorkehrungen erfüllen. Ich musste also zwei Sachen vereinen, von denen ich absolut keinen Plan hatte und dabei das Beste für alle herausholen. Ich finde, dass es uns, also den Skatern und auch dem Bauamt, super gut gelungen ist. Der Cage ist ja nicht nur für Skater, es kommen auch Kinder mit ihren Rollschuhen & den Scootern und das wirklich auch von weiter weg. Zum Cage-Projekt gehört auch die Surfwelle an der Alm. Die ist natürlich auch echt einzigartig, immerhin ist die nächste dann erst in München.
An welchen Projekten arbeitest du aktuell?
Ich arbeite gerade ganz viel mit dem Gartenbauamt zusammen, das auch die Parks und Beachvolleyplätze in und um die Stadt aufrechterhält. Aktuell planen wir kleinere Jugendspielplätze in der ganzen Stadt. Dann gibt es da noch die neue Boulderwand im Unipark, direkt an der Wand beim Sportzentrum Mitte. Die ist fast fertig. Und natürlich noch das Programm für Live im Park 2020.
Was wünscht du dir für Salzburg, was fehlt noch?
Im Grunde keine Veranstaltungen, sondern, dass mehr Leute auf uns zukommen, mit Ideen, Wünschen und Enthusiasmus. Nicht alles was in der Stadt passiert, soll von uns vorgegeben werden. Nur weil wir etwas toll finden, müssen das die jungen Leute nicht genauso gut finden. Wer eine coole Idee für einen Stadtteil hat, soll mit uns reden. Es ist cool, direkt von den Leuten zu hören, was sie beschäftigt. Ich hatte viele Ideen für Workshops, zu denen letztendlich dann zwei Leute kamen.
Salzburg wird meistens nur mit Mozart und Co. assoziiert, nicht unbedingt mit coolen Angeboten für junge Leute. Wie siehst du das?
Das ist ein schwieriger Punkt. Für den Tourismus sind diese Dinge natürlich wichtig. Es ist ein Teil Salzburgs und wir leben schließlich vom Tourismus. Aber es ist schade, wenn die Stadt und deren Charakter nur darauf reduziert werden. Wir versuchen Impulse zu setzen, und durch diverse Kanäle wie Social Media oder Flyer an Jugendliche heranzukommen. Uns fehlen allerdings Titelseiten in Tageszeitungen und Magazinen, die unsere Arbeit dann nach außen tragen. Ich denke, das ist der Hauptgrund.
Welche Veranstaltung kannst du uns empfehlen?
Im Winter läuft eigentlich fast alles über Streusalz. Eislaufen, rodeln oder Wintergrillen. Im Sommer gibt’s dann wieder das Sommerkino und ganz neu die Stadtteilfeste. Eine Art kleine Linzergassenfeste für jeden Stadtteil. Nähere Infos dazu gibt’s aber erst ab April.
Über Isabel:
Die gebürtige Salzburgerin arbeitet seit Jänner 2013 als Jugendbeauftragte für die Stadt Salzburg. Mit ihrem Team leistet sie eine wertvolle Arbeit für die Jugendlichen. Unabhängig von Religion, Herkunft, Bildungsstand, Geschlecht oder sozialen Hintergründen gestaltet sie die Stadt so, dass es allen gut geht.
Interaktive Stadtkarte:
Unter Stadt Salzburg findet man alle Einrichtungen und coolen Plätze in Salzburg. Einfach die gewünschte Kategorie auswählen und auf der Karte werden einem alle Standorte dazu angezeigt.
Auf der Homepage der Stadt Salzburg werden regelmäßig Workshops und Veranstaltungen ausgeschrieben.
Alle Veranstaltungen findet ihr auch bei Facebook.
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